Schule St.Michael

Die Schülerinnen und Schüler werden in unterschiedlichen Bildungsgängen (Grundschule, Werkrealschule, Lernen und Geistige Entwicklung) unterrichtet. In der Eingangsstufe ist der Bildungsgang noch offen. Die durchschnittliche Klassengröße liegt bei 6-7 Schülern.  

Der individuelle sonderpädagogische Bildungsbedarf entscheidet über den entsprechenden Ort der Beschulung und ist Grundlage für die Gestaltung der Lernangebote.

An unserer Einrichtung unterrichten ausgebildete Sonderschullehrerinnen und Sonderschullehrer, Fachlehrerinnen und Fachlehrer für Hauswirtschaft und Technik sowie Fachlehrerinnen und Fachlehrer mit Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung und Förderschwerpunkt Körperliche und Motorische Entwicklung. Als Ausbildungsschule binden wir auch zahlreiche Lehramtsanwärterinnen und -anwärter sowie Praktikantinnen und Praktikanten in die pädagogische Arbeit ein.

Bildungsgang Grundschule

Die Grundschulzeit ist am SBBZ auf fünf Jahre gestreckt.  

Der Unterricht orientiert sich am regulären Bildungsplan der Grundschule. Dabei kommen sehbehinderten- und blindenspezifische Prinzipien und Methoden zum Einsatz. Entsprechend der Bedürfnisse jedes einzelnen Kindes werden die Inhalte angepasst und im Rahmen von Kleingruppen-, Partner- oder Einzelarbeit differenziert vermittelt. Die Schülerinnen und Schüler nutzen ihre individuellen Hilfsmittel. 

Uns sind die Formen des offenen Unterrichts, bspw. Wochenplan, Freiarbeit und Stationenlernen, genauso wichtig wie das handlungsorientierte Lernen durch eigenes Tun.

Dass die Schülerinnen und Schüler stets nach ihrem individuellen Leistungsstand entsprechend unterrichtet und gefördert werden, wird durch immer wiederkehrende gemeinsame Aktivitäten im Klassenverband sowie jahreszeitlich angebotene Werkstätten und Feiern abgerundet. Feste und Werkstätten finden innerhalb der gesamten Grundstufe häufig klassen- und abteilungsübergreifend statt, wie etwa das wöchentliche Adventssingen im Dezember oder Frühlings- und Winterwerkstätten.

Außerschulische Veranstaltungen, wie Ausflüge und Museumsbesuche, ermöglichen vielfältige Erfahrungen und Naturbegegnungen.

Bildungsgang Werkrealschule

Die Schülerinnen und Schüler der Klassen 5 bis 9/10 werden nach dem Bildungsplan der Werkrealschule unterrichtet. Dessen Inhalte werden entsprechend den (sehbehindertenspezifischen) Bedürfnissen der bzw. des jeweiligen Jugendlichen methodisch und didaktisch angepasst.  

Wenn es pädagogisch und leistungsmäßig angemessen ist, kann zu gegebener Zeit eine Umschulung auf eine allgemeine Schule eingeleitet werden. Diese Entscheidungen werden stets unter Beteiligung der Eltern, der Lehrkräfte, der Schulleitung und ggf. der Psychologinnen getroffen.

Übergang Schule-Beruf

Im Rahmen der Berufsorientierung, die sich auf die gesamte Hauptstufe erstreckt, werden die Jugendlichen gut auf den Übergang auf weiterführende (sehgeschädigtenspezifische) Bildungseinrichtungen, die Ausbildung oder den Beruf vorbereitet. 

Hauptschulabschlussprüfung

Am Ende der Klasse 9 oder 10 kann der qualifizierte Hauptschulabschluss erlangt werden.

Werkrealschulabschlussprüfung

Am Ende der Klasse 10 kann der Werkrealschulabschluss erworben werden.

Bildungsgang Lernen

In der Grundstufe werden die Schülerinnen und Schüler des Bildungsgangs Lernen gemeinsam mit den Grundschülern unterrichtet, erhalten jedoch entsprechende Differenzierungsmaßnahmen.

Ab Klasse 5, in der Hauptstufe, werden die Jugendlichen nach dem Bildungsplan Lernen unterrichtet. Dies geschieht entweder im Klassenverband von L-Klassen oder in gemischten Werkrealschul-Förderschulgruppen.

Dabei werden die Inhalte entsprechend den jeweiligen (sehbehindertenspezifischen) Bedürfnissen des Lernenden methodisch und didaktisch angepasst.

Im Rahmen von Kleingruppen-, Partner- oder Einzelarbeit werden die Inhalte differenziert vermittelt.

Uns sind die Formen des offenen Unterrichts, bspw. Wochenplan, Freiarbeit und Stationenlernen, genauso wichtig wie das handlungsorientierte Lernen durch eigenes Tun.

Im Rahmen der Berufsorientierung, die sich auf die gesamte Hauptstufe erstreckt, werden die Jugendlichen gut auf den Übergang auf weiterführende (sehgeschädigtenspezifische) Bildungseinrichtungen, die Ausbildung oder den Beruf vorbereitet. In zahlreichen Praktika in Betrieben und Firmen erwerben die Jugendlichen Erfahrungen in berufspraktischen und berufsvorbereitenden Bereichen.

Bei entsprechender individueller Voraussetzung gibt es die Möglichkeit, den Bildungsgang zu wechseln und den Hauptschulabschluss anzustreben. Besonders wichtig ist uns hierbei die Erziehungspartnerschaft mit den Eltern. 

Bildungsgang Geistige Entwicklung

In der Abteilung für Geistige Entwicklung werden Kinder und Jugendliche mit mehreren Beeinträchtigungen beschult. Sie haben neben einer Sehschädigung einen hohen Förderbedarf in ihrer geistigen, körperlichen und seelischen Entwicklung aufweisen.
Eine Entscheidung für diesen Bildungsgang wird dann getroffen, wenn innerhalb der Gesamtbehinderung der sehbehinderten- und blindenspezifische Förderbedarf eine zentrale Bedeutung hat, diesem in der allgemeinen Schule nicht entsprochen werden kann und mit den Eltern darüber Einvernehmen erzielt wird.

Grundlage des Unterrichts ist der Bildungsplan der Schule für Geistige Entwicklung, der nach sehbehinderten- und blindenspezifischen Gesichtspunkten modifiziert wird.

Zentrales Ziel des Unterrichts ist dabei, den Schülerinnen und Schülern Selbstverwirklichung in sozialer Gemeinschaft zu ermöglichen. Das bedeutet, dass die sie lernen, ihre Bedürfnisse wahrzunehmen, zu äußern und zu verwirklichen.

Die Abteilung für Geistige Entwicklung gliedert sich in drei Stufen: Grundstufe, Hauptstufe und Berufsschulstufe.

Kooperation zwischen Klassen und Abteilungen

Fest eingeplant im Schulleben sind Unterrichtseinheiten, bei denen die Schülerinnen und Schüler aus verschiedenen Bildungsgängen und Altersgruppen gemeinsam lernen wie z.B. 

Projekte am Donnerstag

Donnerstagnachmittag, an dem die Klassenverbände aufgelöst sind und Projektunterricht stattfindet. Das Projektangebot wechselt halbjährlich. Die Schülerinnen und Schüler dürfen drei Projektwünsche angeben. Geleitet werden die Projekte von Pädagoginnen und Pädagogen aus Schule und Internat.

Zu den beliebten Projekten zählen z.B. Schwimmen, Rund um den Ball, Gartenwerkstatt, Küchenzauber, Holzwerkstatt, Kreativsein, Wohlfühlen mit allen Sinnen, In- und Outdoor Games, Bücherei und Schulband.

Mittwoch ist AG-Tag in der Abteilung für Geistige Entwicklung

Die Schülerinnen und Schüler treffen sich in klassenübergreifenden und altersdurchmischten Arbeitsgemeinschaften und werden von einem Lehrpersonentandem betreut. Die Schülergruppen mit einer Größe von fünf bis acht Kindern und Jugendlichen arbeiten ein halbes Jahr lang jeden Mittwoch von 8.30 bis 12.00 Uhr zusammen.

Es werden Angebote zu verschiedenen Themen aus den Bereichen Bewegung und Wahrnehmung, Musisch-ästhetische Erziehung, Werken und Technik sowie Lebenspraxis/ Selbstversorgung gemacht.

Im projektorientierten Unterricht am AG-Tag stellen sich die Schülerinnen und Schüler flexibel auf andere Lernpartner ein. Sie haben in den erweiterten Bildungsangeboten die Chance ein Angebot entsprechend ihrer persönlichen Interessen auszuwählen und zusätzliche Fähigkeiten und Stärken zu entwickeln. Übungen zum Lesen, Schreiben und Rechnen fließen in den AG-Unterricht ein und werden handlungsorientiert in Alltagssituationen umgesetzt.

Beliebte Projekte sind: Magische Bühne, Unterwegs mit Bus und Bahn, Schwimmen, Reiten, Schüler-Café, Werken, Hüpfen, Rollen, Schaukeln

Individuelle Lern- und Entwicklungsbegleitung

Die Kinder und Jugendlichen am SBBZ Sehen St. Michael in Waldkirch haben sehr unterschiedliche Lernvoraussetzungen und einen erweiterten Bildungsanspruch. Die pädagogischen Angebote des Grund- und Werkrealschulzweigs sowie der Bildungsgänge Lernen und Geistige Entwicklung werden daher ergänzt durch Lern- und Entwicklungsangebote, die speziell auf den Einzelnen bzw. die Einzelne ausgerichtet sind, mit dem Ziel, dass sich jeder und jede so selbständig und selbstbestimmt wie möglich das eigene Leben gestalten kann.

Die Individuelle Lern- und Entwicklungsbegleitung ist fester Bestandteil des Schulkonzepts des Staatlichen SBBZ Förderschwerpunkt Sehen. Die fünf Instrumente von ILEB (Diagnostik, Kooperative Förderplanung, Individuelles Bildungsangebot, Leistungsfeststellung und Dokumentation des Gesamtprozesses) bieten die fachlich-inhaltlichen sowie organisatorisch-strukturellen Voraussetzungen, den Schülerinnen und Schülern ein möglichst hohes Maß an Aktivität und Teilhabe in der Gesellschaft zu sichern.

Die Bildungs- und Förderangebote an unserem SBBZ werden auf die individuellen Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler - insbesondere auf ihr spezielles Sehvermögen - abgestimmt. Augenärztliche Befunde über die Sehfähigkeit bilden die Basis für die orthoptische Sprechstunde. Dies ist ein spezielles sonderpädagogisches Angebot der visuellen Funktionsdiagnostik. Im Rahmen der orthoptischen Sprechstunde wird das funktionale Sehen der Schülerin bzw. des Schülers überprüft, d.h. das Sehen unter Alltagsbedingungen. Die augenärztliche Diagnose der Sehfähigkeit fand unter klinischen Bedingungen in der Augenarztpraxis statt. Das tatsächliche Sehvermögen im Alltag unterliegt vielen Einflüssen. Es werden zum Beispiel äußere Faktoren wie Beleuchtung, Ordnung und Überschaubarkeit der Situation ebenso berücksichtigt, wie subjektive Bedingungen. Dazu zählen Faktoren wie Tagesform und Motivation, der allgemeine Gesundheitszustand und die psychische Verfassung des Kindes bzw. des Jugendlichen.

Zu einer differenzierten Diagnostik des funktionalen Sehens gehört z.B. die Überprüfung der Fähigkeit zur Fixation, der Augenstellung, der Augenbeweglichkeit und der Augenfolgebewegung. Auch das Farbsehvermögen wird getestet. Die zerebrale Reizverarbeitung wie z.B. das Kontrastsehen oder die räumliche Wahrnehmung sowie die Konzentrationsfähigkeit werden ebenso überprüft. Außerdem wird an beiden Augen die Sehschärfe in der Nähe und in der Ferne unter Alltagsbedingungen gemessen und der eventuelle Vergrößerungsbedarf festgestellt.

Die zentrale Frage bei der funktionalen Sehdiagnostik ist dabei, wie sich das Sehen im Hinblick auf Aktivität und Teilhabemöglichkeiten auswirkt.

Daraus lassen sich viele weitere Fragen ableiten, die es in der Begleitung der Schülerin bzw. des Schülers im Schulalltag, zu Hause und gegebenenfalls im Internat im Sinne einer prozessorientierten Diagnostik zu berücksichtigen gilt und die eine enge Kooperation aller am Lern- und Entwicklungsfortschritt des Kindes bzw. des Jugendlichen Beteiligten notwendig machen:

Hat sich das Sehvermögen im Vergleich zur letzten Überprüfung verändert? Welche optischen oder elektronischen Hilfsmittel ermöglichen oder erleichtern das Sehen im Alltag?

Welche Strategien im Umgang mit dem eingeschränkten Sehvermögen hat sich die Schülerin bzw. der Schüler schon angeeignet, welche könnten hilfreich sein? Wie sollte die Umgebung gestaltet sein, um möglichst optimale Lernbedingungen zu schaffen?

Aufbauend auf den Informationen, die sich durch die Diagnostik ergeben, werden im Rahmen der Kooperativen Förderplanung unter Berücksichtigung aller Anhaltspunkte und Fragestellungen individuelle Bildungsangebote vereinbart. Selbstverständlich werden dabei die individuellen Lernbedürfnisse und Lernfortschritte der Schülerin bzw. des Schülers einbezogen sowie entwicklungshemmende und – förderliche Faktoren im persönlichen Umfeld der Schülerin bzw. des Schülers bei den Überlegungen berücksichtigt. Die individuellen Angebote werden auf die Lern- bzw. Lebenssituation und eventuelle Veränderungen der Lebensumstände der Schülerin bzw. des Schülers angepasst.

Mindestens zweimal im Schuljahr findet am SBBZ Sehen für jede Schülerin und jeden Schüler ein Bildungsplangespräch statt. Hierzu lädt die Klassenlehrerin bzw. der Klassenlehrer alle am Erziehungs- und Entwicklungsprozess des Kindes bzw. des Jugendlichen Beteiligten und gegebenenfalls die Schülerin bzw. den Schüler selbst ein.

Inhaltliche Schwerpunkte des Gesprächs sind die persönliche Lebens- und Lernsituation des Kindes bzw. des Jugendlichen in Schule, Elternhaus und gegebenenfalls im Internat, sowie sein Lernpotenzial und Anforderungen seines Umfeldes.

Lern- und Entwicklungsziele, die im letzten Gespräch vereinbart wurden, werden ausgewertet und auf ihre Wirksamkeit hin überprüft, gegebenenfalls fortgeschrieben oder modifiziert.

Die Gesprächsteilnehmer einigen sich auf die wichtigsten Entwicklungsfelder. Unter Berücksichtigung der persönlichen Stärken und der individuellen Lernausgangslage der Schülerin bzw. des Schülers werden Bildungsziele neu formuliert oder fortgeschrieben und Unterstützungsmöglichkeiten vereinbart. Dies geschieht immer mit dem Anspruch, das Kind bzw. den Jugendlichen dazu zu befähigen, möglichst selbständig und selbstbewusst zu werden, um aktiv am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können.

Die daraus resultierenden individuellen Bildungsangebote werden im Gesprächsprotokoll unter Angabe der Rahmenbedingungen, z.B. der dabei beteiligten Personen, dem zeitlichen Umfang, der Dauer etc. festgehalten. Zur Erstellung des Protokolls kann eine speziell dafür entwickelte Vorlagenmaske verwendet werden. Eine Arbeitsgemeinschaft aus Lehrer- und Erzieherkollegium befasst sich im Moment mit der Entwicklung eines einheitlichen Rasters für die Dokumentation der Gespräche und der Förderpläne.

Am Ende eines Schuljahres wird von der Klassenlehrerin bzw. dem Klassenlehrer ein kompetenzorientierter Entwicklungsbericht verfasst, in dem unter anderem die in den Bildungsplangesprächen vereinbarten Bildungsziele aufgeführt werden.

Das Bildungsangebot an der Schule für Sehbehinderte umfasst neben den Bildungsinhalten der Grund- und Werkrealschule, sowie der Bildungsgänge Lernen und Geistige Entwicklung noch sieben weitere Bildungsbereiche, die im Bildungsplan des Förderschwerpunkts "Sehen" für Blinde und Sehbehinderte aufgeführt sind:
Wahrnehmung und Lernen; Methodenkompetenz; Kommunikation; Identität und Umgang mit anderen; Lebenspraxis; Bewegung, Orientierung und Mobilität sowie der Bildungsbereich Lebensentwürfe und Lebensplanung.

Das Bildungsangebot wird auf die Lernausgangslage und die Bedürfnisse der einzelnen Schülerin bzw. des einzelnen Schülers ausgerichtet, Lernziele werden entsprechend individuell formuliert. Dies macht eine Differenzierung der Unterrichtsangebote für die einzelnen Kinder bzw. Jugendlichen innerhalb der Klasse notwendig, teilweise ist durch die personelle Unterrichtsversorgung über das Differenzierungskontingent ein Unterrichten im Team möglich.

Das SBBZ Sehen St. Michael arbeitet in den Bereichen "Orientierung und Mobilität (O&M)" sowie "Lebenspraktische Fähigkeiten" eng mit externen Fachdiensten zusammen: Schülerinnen und Schüler mit einer hochgradigen Sehbehinderung oder Blindheit erhalten bei Bedarf sowohl O&M-Training als auch zusätzliche Übungseinheiten zu Lebenspraktischen Fähigkeiten durch einen externen Trainer für Orientierung und Mobilität.

Im Internat der Schule machen die älteren Schülerinnen und Schüler einen "Ausgehführerschein", um ohne Begleitung eines Erwachsenen in ihrer Freizeit das Schulgelände verlassen zu können und selbständig in die Stadt zu gehen.

An der Schule wird z.B. der Arbeitsplatz für jede Schülerin und jeden Schüler individuell angepasst, z.B. der Tisch in der Höhe auf die Körpergröße gebracht, die Neigung der Tischplatte auf  die besonderen Bedürfnisse eingestellt, um ihm trotz geringem Sehabstand eine rückenschonende Sitzhaltung zu ermöglichen. Eine Einzelplatzleuchte ermöglicht optimale Lichtverhältnisse. Dabei wird die Ausleuchtung des Arbeitsplatzes in Bezug auf Helligkeit und Lichtfärbung für jede Schülerin und jeden Schüler speziell angepasst um die Sehfähigkeit voll auszuschöpfen. Bei Bedarf werden optische und elektronische Hilfsmittel wie beispielsweise seine Hellfeldlupe oder ein Bildschirmlesegerät mit Tafelbildkamera genutzt. Die Verwendung und sachgemäße Versorgung der Sehhilfen üben die Schülerinnen und Schüler im Unterrichtsalltag unter fachkundiger Anleitung der Sehbehindertenlehrer/innen. Auch Arbeitsmaterial wie Schreibgeräte, Lineaturen und die übersichtlich gestalteten Arbeitsblätter mit vergrößerter Schrift sind auf die individuelle Bedürfnisse angepasst. Spezielle Ordnungssysteme werden konsequent eingeführt und der Gebrauch des PCs mit Vergrößerungssoftware, ein wichtiges Hilfsmittel für Menschen mit einer Sehbehinderung, eingeübt. Bei der sehbehindertenspezifischen Gestaltung der Lernumgebung gilt nicht der Grundsatz: „Viel hilft viel“, sondern „nur so viel Adaptation wie nötig – und so viel Normalität wie möglich“!

Bei der Unterrichtung blinder Schülerinnen und Schüler stehen der Tast- und Hörsinn im Vordergrund, wie z.B. das Arbeiten mit Punktschriftmaschine, Laptop und Braillezeile, die Nutzung taktiler Medien (z.B. Tastbilder, Reliefkarten), der Einsatz von speziellen Arbeitsgeräten (z.B. Zeichenbrett in Geometrie). Auch die Förderung der Orientierung und Mobilität sowie der Lebenspraktischen Fertigkeiten und Fähigkeiten gehören zu den Bildungsschwerpunkten.

An unserem SBBZ sind neben der herkömmlichen Form der Bewertung schulischer Leistungen (wie Klassenarbeiten oder Projektpräsentationen in den Unterrichtsfächern) verschiedene Formen der kompetenzorientierten Leistungsfeststellung konzeptionell verankert. Zum Beispiel wird im 7. Schuljahr in der Hauptstufe der Werkrealschule und im Bildungsgang Lernen das Kompetenzanalyseverfahren Profil-AC durchgeführt. Daneben werden Fähigkeiten und Fertigkeiten in den kontinuierlich durchgeführten Berufspraktika per Beurteilungsbogen für jede Schülerin bzw. jeden Schüler dokumentiert und bewertet.

In einzelnen Klassen werden Schülerportfolios angelegt. Außerdem gibt es im Schulalltag in den Klassen ritualisierte Feedbackrunden zu Tages- oder Wochenabschnitten.

Eine individuelle Leistungsrückmeldung erhalten die Kinder und Jugendlichen auch über die prozessorientierten Bildungsplangespräche, die zweimal jährlich durchgeführt werden (siehe "Kooperative Bildungsplanung").

Abschließend kann festgestellt werden, dass ILEB sich an unserer Schule als Instrument der Qualitätssicherung und der Schulentwicklung bewährt. Pädagogische Angebote werden durch den ILEB-Prozess individualisiert und auf ihre Wirksamkeit und Lebensrelevanz hin überprüft, die Lernumgebung optimaler gestaltet. Das Pädagogische Personal kooperiert intensiv und bindet Eltern und Fachkräfte in Form einer Erziehungspartnerschaft eng in die kooperative Bildungsplanung und in die Gestaltung von Bildungsangeboten ein.

Besondere Angebote

Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen, Fachlehrerinnen  und Fachlehrer machen spezielle Angebote, die den regulären Unterricht erweitern.

In der Psychomotorik geht es darum über Bewegung und Wahrnehmung die Entwicklung im motorischen, sozialen und emotionalen Bereich zu fördern. In der Psychomotorik-Gruppe haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit sich zu bewegen, sich mit der eigenen Wahrnehmung auseinander zu setzen, den Kontakt mit anderen zu erleben und eigene Ideen einzubringen und umzusetzen. Die Methode kann durch den gezielten Einsatz von Spielen, Geräten und Materialien umgesetzt werden.

Ein Beispiel aus der Praxis:
In der Turnhalle ist eine Bewegungslandschaft zum Thema „Dschungel“ aufgebaut. Die Schülerinnen und Schüler haben die Aufgabe „kleine Tiere“ in Sicherheit zu bringen. Dafür überqueren sie einen „Sumpf“, indem sie von Teppichfliese zu Teppichfliese hüpfen. Weiter geht es über eine „wacklige Hängebrücke“, die aus einer eingehängten Langbank besteht. Als Nächstes kriechen sie durch ein „dunkles Unterholz“, in dem es vor „Schlangen“ wimmelte. Danach geht es hinauf auf einen „Erdhügel“, weiter zu den „Lianen“. Dort können sie sich über einen „reißenden Fluss“ schwingen, ohne bei den „Piranhas und Krokodilen“ zu landen. Um die „Tiere“ zu retten, klettern sie zum Schluss auf einen hohen Baum.

Am Ende hat die Klasse gemeinsam die Aufgabe geschafft und jeder und jede konnte sich nach seinen Fähigkeiten beteiligen. Im gemeinsamen Spiel waren der Fantasie und der Bewegungsvielfalt keine Grenzen gesetzt.

Ein Beispiel aus der Praxis:

Schülerin Anika berichtet, was es heißt, nicht sprechen und sich doch mitteilen zu können...

Hallo, ich heiße Anika. Ich bin 17 Jahre alt und gehe in die Berufsschulstufe. Ich kann nur wenige Wörter sprechen, deshalb kann ich Gebärden und habe einen Talker, der für mich spricht.

Ein Talker ist ein elektronisches Sprachausgabegerät. Er spricht für mich, wenn ich auf ein Feld auf dem Talker drücke. Einmal in der Woche kommt eine Studentin. Sie studiert in Freiburg an der Katholischen Hochschule. Ihr Studienfach ist Heilpädagogik mit Schwerpunkt "Unterstützte Kommunikation". In der "UK-Stunde" lernen wir mit dem Talker und durch Gebärden zu sprechen. Wir reden mit dem Talker über das Wochenende und üben neue Gebärden. Der Umgang mit dem Talker ist schwierig und deswegen muss man es erst lernen.

Ich finde Gebärden manchmal einfacher, weil sie leichter zu merken sind und ich damit schneller sprechen kann als mit dem Talker. Außerdem hat man die Gebärden im Kopf und muss sie nicht wie den Talker in einer Tasche durch die Gegend tragen. Aber der Talker ist wichtig, weil nicht alle Menschen Gebärden verstehen können. Außerdem arbeiten Fr. Trost und ich jetzt an einem "ICH-Buch", in dem alle wichtigen Sachen stehen, die mich betreffen: Meine Familie. Freunde. Hobbys und was ich sonst so gerne mag. Auch damit kann ich kommunizieren, wenn mein Talker mal nicht zur Hand ist oder ich von etwas erzählen möchte, das nicht im Talker eingespeichert ist.

Aufgrund des fehlenden Sehsinns sind blinde Kinder darauf angewiesen ihre Umwelt vor allem über ihre auditive (Hören) und taktile (Fühlen) Wahrnehmung zu erkunden und kennenzulernen. Um dies zu ermöglichen, erhalten sie an unserer Schule eine spezielle Förderung im Bereich der Blindentechniken und insbesondere zum Erwerb der Brailleschrift.

Im Unterricht sowie in der Einzelförderung wird mit ihnen geübt, Gegenstände und Personen anhand von Geräuschen zu erkennen. Außerdem erlernen sie verschiedene Taststrategien mit deren Hilfe sie Größe, Oberflächen und Formen von Gegenständen in ihrer Umwelt unterscheiden können. Dies erfolgt vor allem spielerisch durch z.B. Geräusch- und Tast-Memorys oder Sortieraufgaben.

Beim Erwerb der Brailleschrift werden spezielle Materialien eingesetzt, die den Kindern helfen Leserichtung und Tasttechniken kennenzulernen und verschiedene Punktkombinationen zu unterscheiden. Außerdem werden Alltags- und persönliche Gegenstände der Kinder mit Braille-Schrift markiert, um die Schüler selbstverständlich mit Schrift in Berührung zu bringen.

Schreiben erlernen die Kinder zunächst mithilfe einer Braille-Schreibmaschine, später wechseln sie dann auf ein System bestehend aus Laptop mit Sprachausgabe JAWS und einer elektronischen Braillezeile.

In den einzelnen Fächern werden entsprechende blindenpezifische Medien wie taktile Schaubilder, Landkarten oder Modelle eingesetzt.

Arbeitsblätter werden in Punktschrift ausgedruckt, Schulbücher in E-Buch-Standard übertragen und so für die Arbeit am PC aufbereitet.

Orientierung und Mobilität ist ein im Bildungsplan des Förderschwerpunkts Sehen verankerter Bildungsbereich und zieht sich durch alle Bereiche des Unterrichts und des Schullebens hindurch.

Unsere hochgradig sehbehinderten und blinden Schüler erhalten je nach individuellen Voraussetzungen in Einzelfördersituationen Training zur Orientierung im Klassenzimmer, Schul- oder Internatsgebäude, auf dem Schulgelände oder in Waldkirch.

Die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel und die Orientierung an Haltestellen und Bahnhöfen gehört für manche ebenso zu diesem Training. Das Training kann mit und ohne spezielle Hilfsmittel durchgeführt werden.

Für viele sehbehinderte Schüler ist es hilfreich, zum Beispiel ein Monokular (kleines Fernrohr), Ipad oder eine Digitalkamera zu verwenden. Blinde Schüler werden darin geschult, zur selbständigen Fortbewegung einen Blinden-Langstock zu benutzen, und ihre anderen Sinne einzusetzen und sich so eine „innere Landkarte“ aufzubauen.

Im schulischen Rahmen erfolgt eine Umsetzung dieses Bildungsbereichs im alltäglichen Unterricht und ggfs. in der Einzelförderung durch eine Lehrkraft mit einer Zusatzqualifikation für Orientierung und Mobilität. Im Internat wird mit den Kindern und Jugendlichen je nach individuellen Voraussetzungen ein Ausgehtraining absolviert, um sie zu befähigen, sich selbständig auf dem Schulgelände und in Waldkirch zu bewegen.

Für die Förderung im häuslichen Umfeld kooperieren wir mit außerschulischen Partnern, den Fachkräften für Rehabilitation im Bereich Orientierung und Mobilität.